Deutsches Studienzentrum in Venedig

Mathias Traxler

Mathias Traxler

Variationen Montale Reihe i-iv
Kunststipendium

Literatur

In dem Vorhaben, welches seinen Anfang im Sommer 2019 nahm, mit dem Arbeitstitel "Variationen Montale Reihe i-iv", nähern sich erzählende, essayistische und lyrische Texte immer wieder auf unterschiedliche Weise den Gedichten aus Eugenio Montales "Ossi di seppia". Es werden dabei Verbindungen geschaffen zu Gedichten anderer Autoren (z.B. Gabriele d'Annunzio, Patrizia Cavalli) oder zu Werken klassischer Musik (z.B. La Bohème von Puccini). Die entstehenden Texte, welche eine Mischung zwischen Lesevorgang des italienischen Originals, Übersetzung und Anverwandlung sind, werden ausserdem durch diese Vorgänge reflektierende Notate begleitet.
Eines der Grundmotive der Herangehensweise bei dieser Form von Übertragung ist das Falsch- oder Danebenverstehen von Texten in der Fremdsprache, dies aber nicht verstanden als wirkliche Fehler, sondern als eine Aufmerksamkeitspraxis, die Wesenskerne der Ausgangstexte gerade dadurch unvermittelt trifft.
Das räumliche und akustische Erleben der Stadt Venedig während den Monaten meines Aufenthaltes wird als strukturbildendes Element mit in die in diesem Zyklus entstehenden Texte eingewoben. Im Zusammenspiel haben die Texte eine gestalterische Nähe zu Partitur und Musikstücken.

Manuskriptauszug:

"Wie weit möchtest du auf etwas zugreifen. Wo möchtest du stolpern. Wie, oder wie weit, den Sprung von einer Sprache in die andere schaffen. Wie weit von einer Kante aufgehoben werden. Wie: als falsch gestellte Schaffung. Oder Spiegelung. Warum sich überhaupt ans Übersetztsein wenden?

Die Frage wäre grundlegender: wann entscheidest du dich, mit der Übersetzungsfortsetzung anzufangen? Erst, wenn alle diese Sätze umformuliert sind?

Ich will nur noch in den Bereich dazwischen kommen.
Nicht wie ein Schlüssel fiel.

Anstelle Übersetzen beschreibe ich eine Haltung zum Gedicht. Aus den aneinandergereihten Haltungen entstehen keine Übersetzungen. Aber es setzt sich auch niemand hin."

Venedig, 4. Juli 2022

Von Juli 2022 bis September 2022