Deutsches Studienzentrum in Venedig

Markus Laufs

Markus Laufs

Ein diplomatisches „Weltwunder“
Praktiken von Friedensvermittlung von Vervins bis Rijswijk (1598–1697)

Mittealterliche und Neuere Geschichte (Universität Bonn, Herr PD Dr. Dr. Guido Braun)

Alvise Contarini, der venezianische Mediator auf dem Westfälischen Friedenskongress, verglich den französisch-kaiserlichen Friedensschluss am 24. Oktober 1648 in Münster mit einem Weltwunder. Diese rhetorisch wirkende Formulierung verdeutlicht den äußerst schweren Weg hin zu einer Friedensfindung. Die Praktiken von formeller und informeller Friedensvermittlung im Rahmen von Kongressen des 17. Jahrhunderts vergleichend zu untersuchen, ist Aufgabe dieses Dissertationsprojektes. Aufgrund der auffallenden Präsenz und des hohen Stellenwertes von Friedensvermittlung ist ihre akteurs- und praxisbezogene Erschließung für ein ganzheitliches Verständnis der frühneuzeitlichen Diplomatie unbedingt notwendig. Als zentrale Schauplätze des Vergleichs dienen die Verhandlungen in Vervins (1598) sowie die Friedenskongresse von Münster (1643–1649), Nijmegen (1676–1679) und Rijswijk (1697).
Neben der Fokussierung auf die traditionelle Mediation des Papstes und die neuaufkommende Friedensvermittlung der Niederlande sind auch die Aktivitäten des venezianischen Gesandten Alvise Contarini auf dem Westfälischen Friedenskongress als eigenständige Mediation wie auch als Verbindungsglied zwischen Rom und Den Haag in das das Zentrum der Untersuchungen zu rücken. Im Gegensatz zu seinem päpstlichen Kooperationspartner, dem Nuntius Fabio Chigi, war es Contarini möglich, mit protestantischen Akteuren zu interagieren. Hier stellt sich so die Frage nach der venezianischen Mediation als Informationskanal zwischen Chigi und den Niederländern und somit auch nach einer möglichen venezianisch-niederländischen Zusammenarbeit. Zudem kann Venedig im politischen und konfessionellen Kontext als Brückenglied zwischen apostolischer und niederländischer Vermittlung dienen. Die Serenissima stellte einen traditionellen Akteur im Rahmen des europäischen Mächtekonzerts dar, der aufgrund des katholischen Glaubens, der geographischen Lage und der gemeinsamen Sprache eine kulturelle Nähe zu Rom besaß. Andererseits wies sie als souveräne Republik konstitutionelle Gemeinsamkeiten mit den Niederlanden auf. So ist das Vorgehen Contarinis in Münster ein essentieller Bestandteil der Untersuchungen.
Als zentrale Quellenbasis dienen die Berichte Contarinis an den Senat, wie auch die Weisungen aus Venedig selbst an seinen Vertreter in Münster. Darüber hinaus ergänzen die Korrespondenzen des Mediators an die venezianischen Gesandten in Paris, Madrid und am Kaiserhof die Erkenntnisse über das Kongressgeschehen und die Vermittlungspraktiken.

Von September 2017 bis November 2017