Deutsches Studienzentrum in Venedig

Jutta Dresken-Weiland

Jutta Dresken-Weiland

Die Reliefsäulen von San Marco als bedeutendes Denkmal frühchristlicher Kunst
(Postdoc)

Christliche Archäologie

Die vier Ciboriumsäulen von San Marco in Venedig zeigen den ausführlichsten Zyklus von Szenen aus den Apokryphen (Protevangelium des Jakobus) und aus dem Neuen Testament. Sie stellen die Vorgeschichte der Geburt Marias und ihre Jugend dar (Apokryphen), die Verkündigung an Maria, die Geburt Jesu, sein öffentliches Wirken, seine Passion und enden mit der Himmelfahrt Jesu (Neues Testament). Ihre Datierung in das 6. Jh. n. Chr. konnte vor einigen Jahren schlüssig nachgewiesen werden. Sie sind von großer Wichtigkeit für die Entstehung frühchristlicher und byzantinischer Kunst und dennoch im Reichtum, der Originalität und den Besonderheiten ihrer Ikonographie weitgehend unerforscht. Reliefs sind seltener erhalten als Mosaiken, und neutestamentliche Zyklen sind innerhalb der frühchristlich-frühbyzantinischen Kunst nur mit wenigen Beispielen bekannt. Die aller Wahrscheinlichkeit nach aus Konstantinopel stammenden Säulen bereichern die wenigen erhaltenen oströmischen Reliefs ganz wesentlich und ermöglichen tiefgehende Aufschlüsse über die Entwicklung frühchristlicher und frühbyzantinischer Kunst in Konstantinopel.
Zu fragen ist auch, warum diese Säulen während des 4. Kreuzzugs über ihre Kostbarkeit hinaus ausgewählt wurden und ob durch ihre Aufstellung in San Marco bestimmten Szenen eine besondere Bedeutung zugemessen wurde.

Dezember 2018

Juli 2019