Deutsches Studienzentrum in Venedig

Falk Messerschmidt

Falk Messerschmidt

"The Atlantis to Come"
Kunststipendium

Bildende Kunst

The sea, in fact, is that state of barbaric vagueness and disorder out of which civilization has emerged and into which, unless saved by the effort of gods and men, it is always liable to relapse. W.H. Auden

Im Vergleich zu New York wurde Venedig nur selten Gegenstand
vollkommener Zerstörung. Also zumindest im Kino. Der Tod von Venedig wird ein sanfter sein, zurzeit nähert er sich um wenige Millimeter im Jahr.
Neben dem stetigen Anstieg des Meeresspiegels sinkt Venedig
kontinuierlich und kommt dem Wasser entgegen. Von der Sintflut bis zur letzten Konferenz des Weltklimarates - es ist schon immer klar, dass die Flut kommt. Die Frage ist nur, wann und wie heftig sie ausfallen wird. Das MO.S.E.-Projekt (modulo sperimentale elettromeccanico, experimentelles, elektomechanisches Modul) soll genau dies verhindern. Es soll den Zustrom der Wassermaßen verhindern. Dafür wurden seit 1984 meerseitig große Schleusen geplant und errichtet. Heftige Korruptionsskandale (über dreißig Politiker sind in Gerichtsverfahren verwickelt und Millionen sind veruntreut worden) und Konstruktionsprobleme haben das Projekt lange vereitelt. Die Flut im vergangenen November war eine Art Katalysator. Seit Anfang Oktober funktioniert das Sturmflutsperrwerk in einer verlängerten Testphase.
Ein Paradigmenwechsel für die Lagungenstadt. Doch langfristig kündigen sich neue Probleme an. Bisher sind vor allem Wind und geografische Bedingungen die Ursache für die Überflutungen, jedoch sagen die meisten Prognosen der Klimaforscher einen Anstieg des Meeresspiegels voraus. Die konventionellen unter ihnen sprechen von über einem Meter. Unter diesen Bedingungen müsste MO.S.E. fast permanent in Betrieb sein und das Ökosystem der Lagune und die touristische Logistik würden dramatische Änderungen erfahren.
In meiner Recherche widme ich mich zum einen den sichtbaren Spuren des M.O.S.E., zum anderen setze ich mich mit der Geschichte und der Zukunft des Hochwasserschutzes auseinander und arbeite dabei vor allem mit fotografischen und filmischen Mitteln.

Von Oktober 2020 bis Dezember 2020