Deutsches Studienzentrum in Venedig

Thomas Manetsch

Thomas Manetsch

Gasparo Contarini (1483-1542) Ambasciatore veneziano all'Imperatore 1521-1525: Dispacci (Cod. Marc. 1009, cl. VII ital.)

Geschichte / Kunstgeschichte (Universität Zürich, Prof. Dr. Bernd Roeck)

Das Forschungsvorhaben steht in Zusammenhang mit einem von der Gerda-Henkel-Stiftung unterstützten Editionsprojekt. Dieses will die Depeschen des venezianischen Gesandten und nachmaligen Kardinals Gasparo Contarini (1483-1542), die dieser während seines Aufenthalts am Hofe Kaiser Karls V. von 1521 bis 1525 an die Serenissima richtete, erstmals und vollumfänglich der Forschung zugänglich machen. Es wird damit ein bisher kaum beachteter Quellenfundus erschlossen, der zum besseren Verständnis einer Phase epochaler Umbrüche in der Geschichte Europas – Reformation und Bauernkrieg im Reich, französisch-habsburgischer Antagonismus, Italienische Kriege bis zum Vorabend des Sacco di Roma – beizutragen mag. Gleichzeitig wird eine Lücke in der Biographie Contarinis geschlossen, dessen spätere Rolle anlässlich der Regensburger Religionsgespräche 1541 oder dessen Traktat über den venezianischen Staat deutlich bekannter sind als seine frühen politischen Tätigkeiten.
Das Forschungsvorhaben konzentriert sich weniger auf die von Contarini berichteten Sachverhalte und am Kaiserhof kolportierten politisch-militärischen Vorhaben anderer Mächte. Eine solche, letztlich in Leopold von Rankes Schriften radizierte Lesart, wonach in den geheimen Staatspapieren venezianisches Denken unverfälscht zum Ausdruck komme, wird als obsolet verworfen. Vielmehr sollen einerseits die Strukturen frühneuzeitlicher Kommunikation ins Licht gerückt werden, also jene Dispositive des höfischen Austauschs, unter denen die diplomatischen Vertreter potentiell feindlicher Herrschaftsbereiche einander Informationen abzugewinnen und politische Ziele durchzusetzen suchten. Und andererseits zielt das Interesse, auf einer institutionellen wie auf einer individuellen Ebene, gerade auf die genuin venezianische selektive Wahrnehmung von Themenfeldern, d. h. der Zumessung von Relevanz und Aufmerksamkeit, die in ihrer spezifischen Zeitbezogenheit nicht nur die politische, sondern auch die Mentalitätsgeschichte Venedigs bestimmen.

Von Januar 2013 bis Dezember 2013

Von Januar 2016 bis Juni 2016